Heilig Kreuz Kirche auf dem Gottesberg

Unsere Barockkirche, vom Allgäuer Baumeister Johann Georg Fischer entworfen und von einheimischen Künstlern ausgestattet, beeindruckt alle Besucher. Die Fragen nach dem Sinn von Tod und dem Geheimnis der Auferstehung wird in den Altären bewegend zum Ausdruck gebracht.
Unzählige Wallfahrer und Beter haben seit bald 300 Jahren den Gottesberg zum Ziel. Aber auch Hochzeitsgesellschaften, Musikfreunde, Kurgäste und Ausflügler kommen gern hierher.

 

Wallfahrten und Besichtigungen:
Gruppen, die auf den Gottesberg zum Gottesdienst, zum Gebet oder auch nur zu einer geistlichen Kirchenführung kommen wollen, sind herzlich willkommen.
Melden Sie sich bitte per Mail an: info@gottesberg.org

Altarraum der Wallfahrtskirche nach 2017

Geschichte

Schon 1509 heißt der Moränenhügel bei Bad Wurzach der „Gottßberg“.

Seit fast 300 Jahren steht hier eine Kirche.
Eine lange Zeit mit einer sehr wechselvollen Geschichte – und immer wieder neue Aufbrüche und neues geistliches Leben.

 

Das Wallfahrtsheiligtum zum hl. Kreuz auf dem Gottesberg, „Wurzachs Zierde und Wahrzeichen“ (R. Kempter), war nicht von Anfang an mit einer klösterlichen Niederlassung verbunden. Der regierende Graf Ernst Jakob von Waldburg-Zeil-Wurzach (1673-1734) und seine Gemahlin Anna Ludovica (1679-1736) stifteten 1704 eine Pfründe und ließen 1709 mit bischöflicher Genehmigung auf der Anhöhe südöstlich von Wurzach, die schon früher „Gottesberg“ genannt wurde, eine Heilig-Grab-Kapelle mit einer Nachbildung der Heiligen Stiege und eine Einsiedelei bauen. Man wallfahrte von der Wurzacher Pfarrkirche an sieben Stationen vorbei zur Kapelle auf dem Gottesberg, verehrte dort das Sterben und die Grablegung des Herrn und betete um eine gute Sterbestunde (Wallfahrtsbüchlein von 1710). Schon 1712/13 ließ das Stifterpaar einen Erweiterungsbau, die heutige Wallfahrtskirche, ausführen (Patrozinium Fest Kreuzerhöhung, 14. September).

Bad Wurzach mit Gottesberg um 1917

Bad Wurzach mit Gottesberg um 1920

Gottesberg um 1921

Die eindrucksvolle Kreuzigungsgruppe auf dem Hochaltar und das Schnitzwerk der beiden Seitenaltäre, auf denen der Tod der Gottesmutter und des hl. Josef dargestellt ist (die „heiligen drei End“), schuf der seit 1712 in Wurzach ansässige Tiroler Bildhauer Johannes Ruez. Die priesterliche Betreuung der viel besuchten, mit zahlreichen Privilegien ausgestatteten Kirche nahm ein von den Stiftern dotierter Kaplan wahr, den Mesnerdienst versah ein Eremit. Die 1712 ebenfalls vom Wurzacher Grafenhaus begründete Todesangst-Christi-Bruderschaft, auch „Bruderschaft vom guten Tod“ genannt, hatte schon ein Jahr nach der Gründung über 500 eingeschriebene Mitglieder.

Mitte des 18. Jh. bestand die Absicht, auf dem Gottesberg ein Kapuzinerkloster zu errichten, und der durch seine frommen Stiftungen bekannte Pfarrer Dr. Johann Wilhelm Rom von Arnach hinterließ für diesen Zweck ein Kapital von 6.000 Gulden.

 

Das Vorhaben erhielt jedoch nicht die bischöfliche Genehmigung, weil materielle Nachteile für die Bettelorden in der Nachbarschaft zu befürchten waren. Erst 1763/64 gelang es, drei Terziarierbrüder des Paulanerordens auf dem Gottesberg anzusiedeln. Sie verfügten über ein ausreichendes Vermögen, um das Bruderhaus unterhalten und den Mesnerdienst unentgeltlich versehen zu können. Gegenüber dem Ordinariat bzw. dem Landesherrn mussten sie sich verpflichten, nicht mehr als drei Mitglieder aufzunehmen, keine Spenden zu sammeln, keine Immobilien zu erwerben und dem Ortspfarrer „blinden und vollkommenen Gehorsam“ zu leisten. Die mit einem schwarzen Habit bekleideten Brüder, die unter dem Schutz und der Oberaufsicht der Prämonstratenserabtei Rot standen, verdienten ihren Lebensunterhalt durch Handarbeit, hauptsächlich durch Wollspinnerei, Damast- und Barchentweberei. Ihre Erzeugnisse waren offenbar so gefragt, dass es 1774 zu einem Streit mit den Wurzacher Krämern und Webern kam.

 

Mit den Paulanerbrüdern gelangte auch der reiche Reliquienschatz ihres 1762 in Markt Rettenbach verstorbenen Mitbruders Frater Theophilus Maria Miller de Malkowitz auf den Gottesberg, darunter die heiligen Leiber der Märtyrer Redemptus, Reparatus und Eutropia, die 1767 in die Altäre der Kirche eingelassen wurden, und eine Heilig-Blut-Reliquie. Diese stammte aus dem Privatbesitz des Papstes Innozenz XII., war 1693 durch einen Rompilger aus Günzburg nach Schwaben gelangt und schließlich von dessen Familie 1732 an Bruder Theophilus geschenkt worden.

 

Obwohl die Wallfahrt auf den Gottesberg durch die Paulanerbrüder einen neuen Aufschwung erlebte, fiel die kleine Brüdergemeinschaft der Säkularisation zum Opfer. Fürst Eberhard von Waldburg-Zeil-Wurzach erklärte das Bruderhaus mit Dekret vom 25. Juli 1806 für aufgehoben, beließ die Brüder aber auf Lebenszeit im Genuss ihres Vermögens. Der darauf folgende Streit zwischen dem Königreich Württemberg und dem fürstlichen Haus Waldburg-Zeil-Wurzach wurde 1812 vertraglich beigelegt. Dem fürstlichen Haus Wurzach fielen die Gebäude zu, der Staat zog die Kapitalien ein und setzte jedem der Brüder auf Lebenszeit eine jährliche Pension von 100 Gulden aus.

 

Der letzte Wurzacher Paulanerbruder, Josef Hotz von Legau, starb 1835. Dass die Wallfahrt auf dem Gottesberg der Vergessenheit entrissen wurde, ist nicht zuletzt den Forschungen des Kreuz-Kaplans Karl Finkbeiner zur Geschichte der Pfarrei Wurzach (1905-1907) zuzuschreiben. 1912 schenkte Fürst Georg von Waldburg-Zeil-Trauchburg Kirche und Bruderhaus der Pfarrgemeinde Wurzach, die 1921 Salvatorianer auf den Gottesberg holte. Bis heute ist der Gottesberg vor allem dank der Heilig-Blut-Reliquie ein im besten Sinne volkstümlicher Wallfahrtsort geblieben und das 1928 eingeführte, immer am zweiten Freitag im Juli gefeierte Heilig-Blut-Fest mit Reiterprozession („Blutritt“) gehört zu den großen religiösen Ereignissen Oberschwabens.

Rudolf Beck

Heilig Kreuz Kirche - 1921

Innenraum der Kirche bis 2017

Zeittafel

1509  –  Der Gottesberg, dem ein Kreuz oder Bildstock den Namen gegeben hat, erstmals genannt
1704  –  Truchsess Ernst Jacob von Waldburg-Wolfegg stiften 2500 Gulden für einen eigenen Wallfahrtspriester
1709  –  Graf Franz Ernst von Waldburg-Wurzach legt den Grundstein für eine Heilig-Grab-Kapelle
25.02.1710  –  Kamerer Johann Wetzel segnet das Passions-Heiligtum ein
1712  –  Das Wurzacher Grafenhaus begründet eine Todesangst-Christi-Bruderschaft
1712-1713  –  Bau der heutigen Barockkirche mit Altären von Johann Ruez d.Ä.
1712-1719  –  Matthias Dermle erster Wallfahrtsvikar
1716  –  Johann Georg Hofer aus Ottobeuren baut eine Orgel
10.11.1717  –  Der Konstanzer Weihbischof Conrad Ferdinand von Wildeck konsekriert die neue Wallfahrtskapelle
14.09.1757  –  In der Gottesbergkirche werden drei Katakombenheiligen eingesetzt
1763  –  Bau der Klostergebäude
Ende 1764  –  Drei Paulanerbrüder aus Retenberg bei Obergünzburg lassen sich auf dem Gottesberg nieder und bringen die Heilig-Blut-Reliquie mit
18.10.1777  –  Fürstbischof Maximilian von Rodt aus Konstanz weiht den erneuerten Hochaltar
25.07.1806  –  Das Bruderhaus wird bei der Säkularisation aufgehoben und der Gottesberg fällt ans Haus Waldburg-Zeil
05.05.1835  –  Tod des letzten Paulanerbruders Joseph Hotz aus Legau
15.08.1886  –  Benediktion der neuen Lourdes-Grotte
1899 – 14 neue Kreuzwegstationen aufgestellt
1912  –  Fürst Georg Max con Waldburg-Zeil übereignet den Gottesberg der Pfarrgemeinde St. Verena; Fastenfreitage wieder eingeführt
14.09.1921  –  Salvatorianerpatres übernehmen die Wallfahrts-Seelsorge
1928  –  Kirchenrenovation und Weihe des Turmglöckchens
13.07.1928  –  Erstes Heilig-Blut-Fest
1930  –  P. Querrikus Bürger entwirft ein neues Heilig-Blut-Reliquiar
1933  –  Erste Lichterprozession vom Gottesberg zur Stadtbrunnen-Muttergottes und erstes Pontifikalamt mit Benediktinerabt Augustin Borer aus Mariastein
1945-1946  –  Josef Lutz aus Leutkirch restauriert das Heiligtum
1970  –  Einbau der aus Regensburg erworbenen Turmglocke
21.07.1972  –  Die Sathmarer Mutter-Anna-Statue findet auf dem Gottesberg eine neue Bleibe
1982  –  Unter Superior Fidelis Bühler baut Johannes Karl aus Aichstetten eine neue Orgel
1992-1995  –  Renovierung des Äußeren von Kirche und Kloster
1996  –  Restaurierung der Kircheninneren durch Erich Buff aus Sigmaringen
2015-2016  –  Renovierung des Kirchturms
2016-2017  –  Generalsanierung des Dachstuhls, der Innen- und Außenseiten der Kirche
10.09.2017  –  Weihe des neuen Altars – Weihbischof Johannes Kreidler
10.11.2017  –  Jubiläum: 300 Jahre Weihe der Gottesbergkirche
19.09.2021  –  Jubiläum: 100 Jahre Salvatorianer auf dem Gottesberg

Wallfahrtskirche Heilig-Kreuz - Gottesberg

300 Jahre Wallfahrtsseelsorge, 100 Jahre durch die Salvatorianer. Ihre Geschichte ist in diesem Buch beschrieben, was als Nachhall aus Jahrzehnten heute noch zu vernehmen ist: Die Ordensleute auf dem Berg waren mit den Menschen verbunden, die Patres wie die Brüder, an sie konnte man sich wenden, manche seelsorgliche Begleitung hat sich tief in die Herzen eingeschrieben.